Mit dem Kinofilm «Heimatland» heimst Gregor Frei derzeit Preise und Lorbeeren ein. Nun will er die Durchsetzungs-Initiative bodigen. Mit einem Kurzfilm.
Herr Frei, mit «Heimatland» haben Sie 2015 einen der erfolgreichsten Schweizer Filme produziert. Jetzt kämpfen Sie mit einem Kurzfilm gegen die Durchsetzungs-Initiative. Warum?
Die Durchsetzungs-Initiative hat uns dazu animiert, weil sie mit wichtigen Werten unvereinbar ist.Mit welchen Werten?
Gleichheit, Verhältnismässigkeit, Gewaltenteilung, vor allem aber Fairness. Diese Initiative ist für gewisse Leute extrem unfair: Leute, die hier leben, aber keinen Schweizer Pass haben, können wegen geringen Vergehen ausgeschafft werden. Das hat doch keinen Sinn. Ich sehe nicht ein, was die Initiative bringen soll. Die «Ausländerkriminalität» bezieht sich weitgehend auf Menschen, die im Ausland leben, die sogenannten Kriminaltouristen. Gegen die hilft die Durchsetzungs-Initiative nicht.In ihrem Film wird eine Frau ausgeschafft, weil sie in einem Versicherungsprotokoll flunkerte. Die Befürworter der SVP-Initiative werden ihnen vorwerfen, dieses Beispiel sei übertrieben.
Dieser Vorwurf sticht nicht. Unser Beispiel bezieht sich klar auf den Initiativtext. Eine Frau lügt beim Ausfüllen eines Formulars. Das haben wohl schon einige von uns gemacht. Doch wenn die Initiative durchkommt und man Ausländer ist, reicht das künftig für eine Ausschaffung. Die DSI-Befürworter hätten sich halt vorher überlegen sollen, was sie in den Initiativtext schreiben.Unter den aktiven Gegnern der Durchsetzungs-Initiative finden sich zahlreiche Künstler. Wir sehen eine ausserordentlich breite Mobilisierung in der Zivilgesellschaft. Worauf führen Sie das zurück?
Einerseits auf die Initiative: Sie hat Auswirkungen, die für den gesellschaftlichen Zusammenhalt weit gravierender sind als bei vielen anderen SVP-Initiativen. Andererseits glaube ich, dass die Künstler nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative am 9. Februar 2014 erwacht sind.Wie meinen Sie das?
Ich hatte immer das Gefühl, die SVP werde irgendwann von ihrem Höhenflug runterkommen. Das hat sich nicht bewahrheitet. Bringt die SVP heute eine Idee vors Volk, ist die Chance immer real, dass sie eine Mehrheit findet. Wenn ich daran denke, welche Initiativen da noch auf uns zu kommen, wird es mir fast schlecht. Ich denke, das hat den Widerstand bei Künstlern angefacht. Bei uns Filmschaffenden kommt hinzu, dass wir unmittelbar nach dem 9. Februar ganz konkret negative Folgen zu spüren bekamen, als die EU uns die Filmgelder kürzte.Sie kämpfen also auch aus finanziellem Eigeninteresse?
Es gibt diesen Aspekt. Aber er steht in einem grösseren Kontext: Wir Filmschaffenden haben erfahren, was es heisst, wenn sich die Schweiz isoliert.Gemäss Umfragen gibt es ein Nein zur SVP-Initiative. Erleichtert?
Nein, eher besorgt. Die Gefahr ist gross, dass die Leute sich jetzt zurücklehnen und am 28. Februar zuhause bleiben. Das darf nicht passieren. Auch deshalb haben wir unseren Film hergestellt. Wir wollen zeigen, dass die Initiative auch Familien trifft, Arbeitskräfte, Nachbarn. Vielleicht gelingt es uns, einige Wähler aus der politischen Mitte zu überzeugen.
Extrait de: Source et auteur
J’espère qu’il y aura des coupes budgétaires pour des artistes comme lui. C’est Ueli Maurer qui tient les cordes de la bourse, alors il y a de l’espoir.
DEU (CHE) :
http://www.srf.ch/play/tv/arena/video/arena-vom-19-02-2016?id=4e716706-dbe0-4d15-9d10-b33aeb22bb49